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Passion

Der Kreuzweg – eine Geschichte, die schon tausende Male dargestellt wurde. Ist diese Erzählung des Leidensweges Jesu auch heute noch aktuell? Kann sie uns heute noch bewegen? Eine "alte" Geschichte neu zu sehen und für andere erlebbar zu machen, das war eine Herausforderung für mich.

Paul Klee sagte: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar." Dieser Satz beschreibt mein Ziel. Mit meiner Arbeit möchte ich Gefühle sichtbar und für den Betrachter erlebbar machen: Schmerz, Angst, Verlassenheit, Hoffnungslosigkeit, aber auch Hoffnung, Geborgenheit, Dankbarkeit, Mut und Entschlossenheit.

Um diese Gefühle zu erfassen und umzusetzen, versetzte ich mich zunächst selbst in die Personen des Kreuzweges hinein. Viele Gespräche mit Theologen und Laien halfen mir dabei, tiefer in die Geschichte einzusteigen und eine selbst in der antiken Welt als barbarisch angesehene Todesstrafe nachzuvollziehen. Aus diesem Grund ist "Passion" eine sehr persönliche Arbeit geworden.

Die Bilder dieses Kreuzweges wollen bewegen: sie geben keine Antworten, sondern wollen Fragen aufwerfen – zur persönlichen Auseinandersetzung aufrufen. Aus diesem Grunde habe ich mich gegen die Abbildung der reinen Handlung, und für eine abstrakte Darstellung der Gefühle entschieden. Ich beschränkte mich dabei auf vier Materialien, die in der Geschichte eine zentrale Bedeutung haben: Holz, Stoff, Eisen und Stein.

Ein weitere Bedeutung haben Licht, Form und Farbe, die eine Verbindung mit den vier Materialien eingehen und sie in Metaphern verwandeln. Der Stein steht so nicht nur für den Grabstein, sondern kann auch ein Symbol sein für Stolpersteine und eine Last, die zu Boden drückt. Das Holz kann Sinnbild sein für das Kreuz, das mal schwer und rau auf der Schulter liegt, mal weicher und leichter erscheint. Je nach Licht und Farbe kann der Stoff als Personen, aber auch als Gefühl verstanden werden. Im Eisen finden sich Härte und Vergänglichkeit wieder. Jeder ist dazu eingeladen einen eigenen Zugang zu den Bildern zu suchen.

Zusätzlich gehören zu jeder Station Bücher, die Texte unterschiedlicher Quellen enthalten. Diese Texte sollen dem Betrachter einen weiteren Zugang zu den Stationen ermöglichen. Die Bücher bieten jedoch auch Raum für eigene Gedanken und Überlegungen, welche auf den leeren Seiten niedergeschrieben werden können.

Wenn dies geschieht, und sich die Bücher im Laufe der Zeit allmählich füllen, dann habe ich erreicht, was ich erreichen wollte: Bewegung – ein Prozess kommt in Gang.